Hundefell

Barfen Beratung Futter Ursula Bächtiger

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Verunsicherungen bezüglich Barf-Profile und was führende ErnährungswissenschafterInnen dazu sagen:

Das sogenannte BARF-Profil ist eine Blutuntersuchung, bei der hauptsächlich Calcium, Phosphor, Kupfer, Zink, Jod und T4, Vitamin A und Vitamin D analysiert werden.

Das IDEXX Vet•Med•Labor Mörikestr. 28/3 D-71636 Ludwigsburg, schreibt, Blutbilder sind nicht mehr und nicht weniger als eine Momentaufnahme. BARF-Profile werden sehr gerne angefordert, doch das Ergebnis sollte mit Bedacht interpretiert werden.

Aussagen über die mittel- und langfristige Nährstoffversorgung von Hund und Katze lassen sich nur durch eine Rationsberechnung treffen.

Daher haben sich das IDEXX Vet•Med•Labor und Futtermedicus: Dr. med. vet. Natalie Dillitzer; Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik, Zusatzbezeichnung Ernährungsberatung von Kleintieren, zu einer Kooperation zusammengeschlossen, die die Beurteilung der selbstzubereiteten Ration für Tierarzt und TierhalterIn erleichtern soll.

Die Referenzwerte der Blutbilder basieren auf Werten, die mit Hilfe von trockenfuttergefütterten Hunden erstellt worden sind. Das sind dann die sog. "normalen" Werte.

Zitat aus "Ernährung des Hundes" von Meyer Helmut und Zentek JürgenProf. Dr.  Fachbereich Veterinärmedizin am Institut für Tierernährung in Berlin

  • Vitamin A: Der Blutspiegel sagt nichts über die Höhe der Reserven in der Leber aus.

  • Kupfer: Selbst bei Werten im Normbereich ist ein Mangel nicht auszuschliessen, kann aber nach dem Tod des Hundes durch eine Bestimmung des Kupfergehaltes in der Leber beurteilt werden.

  • Zink: Die zuverlässige Bestimmung eines Zinkmangels ist problematisch. Im Blutplasma befindet sich nur ein sehr kleiner Teil der Gesamtkörpermenge. Zink ist im Körper überwiegend in den Haaren, Muskulatur und Knochen vorhanden. Bei einem Zinkmangel sind Muskulatur und Knochen in der Lage, eine Zeit lang reichlich Zink freizusetzen, sodass die Bestimmung im Blut keine gesicherten Aussagen über einen Mangel erlaubt und äusserst ungenau ist.

  • Magnesium: Normalwerte im Serum schliessen einen Mangel nicht aus. Bei leichtem bis mittlerem Magnesium-Mangel ist eine Diagnose oft schwierig. Über 90 % des Magnesiums befindet sich in den Knochen, der Muskulatur den Nervenzellen und „der Rest „ steckt im Blut. Kommt es zu einem Mangel wird Magnesium aus diesen „Standorten“ abgezogen, um den Blutspiegel konstant zu halten.

Zitat: Prim. Univ. Prof. Dr. med. Wolfgang Hübl Facharzt für Medizinische und Chemische Labordiagnostik
Bis heute gibt es keine ideale Methode, einen Magnesiummangel festzustellen. Die Messung in der Blutflüssigkeit ist nicht ideal, die Messung in Zellen ebenfalls problematisch: Die Magnesiummessung in Blutzellen ist durchführbar aber nicht so aussagekräftig. Andere Zellen sind aber praktisch nicht gewinnbar. Man kann dem Patienten ja keine Muskelstücke entnehmen (was man noch dazu an verschiedenen Stellen gleichzeitig machen müsste). So hat sich die Magnesiumbelastung als bislang bester Kompromiss erwiesen: Man gibt dem Patienten Magnesium (Infusion in Blutgefäss) und misst im Harn, wieviel er davon in den nächsten 1 bis 2 Tagen wieder ausscheidet. Scheidet er das meiste wieder aus, scheint er genug Magnesium zu haben. Scheidet er aber wenig aus, dann wird ein Mangel vorliegen. 
Hinweis: Aus isolierten, leichten Erhöhungen oder Erniedrigungen von Laborwerten kann man in den allermeisten Fällen keine Schlussfolgerungen auf irgendeine Erkrankung ziehen. Liegen also nur leichte Veränderungen vor, muss keineswegs irgendeine der nachfolgend genannten Erkrankungen oder Veränderungen vorliegen!

Normalerweise wird überschüssiges Magnesium über die Nieren ausgeschieden. Zu Erhöhungen des Magnesiums kommt es daher vor allem bei Erkrankungen der Nieren.

Für eine weiterführende Diagnostik können die Urinwerte (24 Stunden Sammelurin) herangezogen werden. Diese Untersuchung wird bisher nur bei Menschen gemacht.

Ausserdem führen verschiedenen andere Grunderkrankungen, wie z. B. Hyperthyreose, Pankreatitis, Cholestasen, Nierenerkrankungen, zu viel Calcium-, Vitamin D Mangel und eine primäre Überfunktion der Nebenschilddrüsen zu erniedrigten Magnesiumwerten.

  • Calcium: Bei Calciummangel zieht der Organismus das Calcium aus den Knochen ab. Da der Calciumspiegel im Blut hormonell geregelt wird, gibt er im Rahmen einer Blutanalyse keine Information über einen Mangel oder Überschuss ab. Erhöhte Calciumspiegel können auf andere Symptome wie Nierenprobleme und Tumore hinweisen. Ein niedriger Calciumspiegel u.a. auf Schilddrüsenprobleme.

Zitat: Dr. med. vet. Natalie Dillitzer; Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik. Eine Beurteilung der Nährstoffversorgung anhand von Blutuntersuchungen ist leider nicht sinnvoll und auch nicht aussagekräftig, da die wenigsten Mängel im Blutbild erkennbar sind. Folgendes Beispiel veranschaulicht das: Bei einem Calcium-Mangel in der Fütterung ist der Calciumspiegel im Blut immer normal (durch hormonelle Mechanismen), denn das Tier mobilisiert das fehlende Calcium aus dem eigenen Skelett.

Natalie Dillitzer schreibt in ihrem Buch "Tierärztliche Ernährungsberatung", dass eine Überversorgung mit Knochen ein häufiges Phänomen in der Praxis ist.

Je mehr Calcium zugeführt wird, desto weniger wird resorbiert. Die individuelle Calciumdosierung ist auch nicht entscheidend, sondern die Frage muss lauten, ob der Körper das angebotene Calcium überhaupt verstoffwechseln und einbauen kann.

Die Resorption von Calcium wird von vielen Faktoren beeinflusst.  

Abgesehen von der hormonellen Steuerung spielt die Löslichkeit der aufgenommen Calciumverbindungen eine Rolle.

  • Phosphat: Der Phosphatgehalt im Blutplasma ist altersabhängig. Wenn dieser Wert im Wachstum über den Referenzwert hinaus ansteigt, ist das völlig normal. Er pendelt sich im fortschreitenden Alter automatisch wieder auf den Normwert ein. Für Junghunde ist dieser Referenzwert (für die gelten andere Werte) als Massstab daher ungeeignet. Junge, im Wachstum befindliche Tiere, haben häufig höhere Serumphosphatwerte als erwachsene Tiere. Aus diesem Grund gibt es altersabhängige Phosphatgehalte, die von bis 3 Monate – bis 12-24 Monate gestaffelt sind. Quelle: Ernährungsberatung in der Kleintierpraxis

Ein labortechnischer Grund wäre ebenfalls ein Grund für eine Erhöhung.

Z.B. wenn die Blutprobe zu spät verarbeitet wird, denn durch eine längere Lagerung werden mehr Phosphate aus den Phosphatverbindungen freigesetzt und täuschen so einen erhöhten Phosphatspiegel vor.

Auch wenn zu viele Blutkörperchen während der Blutentnahme zerfallen geht das vor allem in den Zellen befindliche Phosphor ins Blutserum über, was zu einer Erhöhung des Phosphatgehaltes führt.  Deshalb im Zweifelsfall die Phosphatbestimmung noch einmal wiederholen.

  • Jod: Auch der Jodgehalt im Blut sagt nichts darüber aus, wieviel davon in der Schilddrüse tatsächlich gespeichert ist.

Zitat: Selbst die Jodanalyse im Sammelurin (über einen bestimmten Zeitraum gesammelte Urinmenge, im eigentlichen Sinne den 24-Stunden-Sammelurin) beim Mensch ist umstritten und funktioniert nur in Verbindung von Kreatinin. Die Jodausscheidung im Urin reflektiert gut die Jodversorgung. Die Jodurie wird in µg/g Kreatinin oder in µg/dL angegeben http://www.aerzteblatt.de/archiv/33....he-Massnahmen-Update-2002

  • Vitamin B12: B12 Mangel lässt sich über Blutanalysen nicht einwandfrei feststellen. Beim Hund wird ein B12 Mangel nur im Serum bestimmt. Aber auch wenn dieser Wert in Ordnung ist, kann trotzdem ein Mangel vorliegen, denn aus dem Blut lässt sich der B12 Status nicht immer ablesen. Die Messung von Methylmalonsäure im Urin ist deshalb zuverlässiger.

Zitat: Leider widerspiegelt die Menge an Cobalamin B 12 im Blut nicht direkt die Menge Cobalamin in der Zelle. So bedeutet eine tiefe Blutkonzentration nicht automatisch auch eine tiefe Konzentration in der Zelle.

Um diese Problematik zu umgehen, wird in der Humanmedizin auf andere diagnostische Tests ausgewichen. Also über die Menge, die einer Zelle zur Verfügung steht.

In der Veterinärmedizin sind diese zwei Tests noch wenig etabliert.  

Am Tierspital Zürich wurden erstmals bei einer grossen Hundepopulation auch diese zwei Marker mitbestimmt. Zum Nachweis eines Cobalaminmangels reicht eine alleinige Messung des eigentlichen Vitamins im Blutserum nicht aus, es müssen zusätzliche Aminosäuren im Blut und Urin bestimmt werden.

  • Vitamin D: Vitamin D ist nicht nur ein Vitamin sondern mehr ein Hormon und bei hormonellen Störungen sind die Verknüpfungen so komplex, dass man es nicht in eine einfache Gleichung hineinpacken kann. Ein niedriger D-25 Spiegel ist kein Beleg für einen MangelBakterielle Infektionen oder Autoimmunerkrankungen können den Vitamin D -Gehalt verändern. Seit einiger Zeit wird darüber diskutiert, dass Vitamin D Werte nicht nur von der Sonnenexposition oder D-Tabletteneinnahme abhängen, sondern auch durch entzündliche Prozesse beeinflusst werden. Niedrige Werte wären also eine Folge von chronischen Entzündungen. Daher: Vorsichtiger Umgang mit zusätzlichem Vitamin D.

Zitat: Aufbauend auf diesen Beobachtungen interpretieren die Forscher die auffällig niedrigen Vitamin D-Spiegel vieler Patienten mit rheumatischen Erkrankungen als eine Art Schutzreflex des Körpers gegen chronische Infektionen. Sie raten deswegen davon ab, Vitamin D bei Autoimmunkrankheiten unkritisch einzunehmen. 
Soll heissen: Vitamin D könnte Allergien u.w. nicht nur verschlimmern, sondern möglicherweise auch zu deren Entstehung beitragen.

Die Forscher fanden eine Korrelation zwischen dem Auftreten von Allergien und die Gabe von Lebertran. Sie argumentieren, dass in England des 19ten Jahrhundert Allergien so gut wie unbekannt waren, dafür war Rachitis sehr weit verbreitet. Mit der Verabreichung von Lebertran gingen die Rachitis Fälle stark zurück. Mir ist klar, dass diese Resultate bei Menschen erhoben worden sind. Wir wissen aber auch, dass unsere Haustiere zunehmend auch an denselben Symptomen leiden.

Allergien haben bei Hunden und Katzen stark zugenommen. Allergische Geschehen sind oft sehr komplex. Eine Allergie ist eine "überschiessende" Reaktion des Immunsystems gegenüber körperfremden Stoffen aus der Umwelt.

"Überschiessend" heisst die Reaktion, weil das körpereigene Immunsystem auf Fremdstoffe anspricht, die normalerweise keine eigentliche Gefahr für den Organismus darstellen.

"Bekämpft" wird nun das, was "keine eigentliche Gefahr für den Organismus darstellt", aber eigentlich nur deswegen, weil man den eigentlichen Grund nicht kennt!

Fazit zu den Barf-Profilen: Sie führen zu massiven Verunsicherungen. Lassen Sie eine Rationsberechnung erstellen, die durch eine(n) qualifizierte ErnährungsberaterIn sorgfältig berechnet worden ist.

Etliche Barfshop’s bieten "Fertig Menüs" an, mit dem Hinweis, dass Ihr Tier nun rundum versorgt ist. Stimmt leider nicht. Zum einen werden die wichtigsten Parameter grob vernachlässigt, nämlich das Verhältnis zwischen Calcium und Phosphor und vielfach stimmt die Abdeckung diverser Mineralstoffe und Spurenelemente nicht.

Zum anderen gilt auch hier: Jedes Tier muss individuell angeschaut werden, sonst wird wie beim Fertigfutter über ein breites Spektrum gefüttert. Mal klappts – mal nicht.

Überarbeitet: November 2020,  Ursula Bächtiger

 

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